Wer in die Untiefen der menschlichen Vernichtungslust schauen will, muss von der Distanz wissen, die zu halten ist. Selma Doboracs De Facto geht in der Untersuchung des unvorstellbaren Grauens von zwei Grundbegriffen aus: von Abstraktion und Minimalismus. So wird das Unaussprechliche, gegossen in Ausführungen von beklemmender Abgeklärtheit, sprechbar, ohne dabei fassbar, für provisorischen Nervenkitzel missbraucht und so „normalisiert“ zu werden. Für ihren zweiten Langfilm hat sich die Regisseurin einer schwierigen Frage zugewandt: Wie kann sich das Kino mit Täterschaft, extremer Gewalt, Staatsterror und Zeugenschaft davon auseinandersetzen, ohne damit gemeinsame Sache zu machen?